Die Kunst der Whiskyherstellung geht weit über reines Handwerk hinaus.
Sie entsteht im Zusammenspiel von naturwissenschaftlicher Präzision,
künstlerischer Sensibilität und jahrzehntelanger Expertise.
Jeder einzelne Schritt – von der Auswahl hochwertiger Gerste
bis zur Reifung im Eichenfass – formt den unverwechselbaren Charakter und Geschmack.
Hier treffen Tradition und Innovation aufeinander,
und schon kleinste Entscheidungen entfalten große Wirkung. 😉
In diesem Abschnitt nehmen wir Dich mit auf die ersten Stationen der Whiskyreise:
von der Auswahl erstklassiger Gerste und feinster Hefestämme über die Magie der Fermentation
bis hin zum Herzstück – der Destillation in kunstvoll geformten Brennblasen.
Jedes Verfahren, jede Nuance trägt dazu bei, dass das Destillat Geschichten erzählt.
Die facettenreiche Fassreifung, die den letzten Schliff verleiht, haben wir in einem eigenen Kapitel zusammengefasst.
Klick auf die Überschriften, um detaillierte Einblicke in jeden einzelnen Prozessschritt zu erhalten.
Und keine Sorge: Hier geht niemand durstig nach Hause. 😉
So, genug der Einleitung – fangen wir an! 😉 Der erste Schritt unserer Whisky-Reise? Die Wahl von Gerste und Malz. Hier startet das Abenteuer des Geschmacks.
Auswahl von Gerste & Malz
Ob zweireihig oder sechseilig – die Getreidesorte entscheidet über Kornqualität, Stärke- und Proteingehalt und damit über die spätere Alkohol- und Aromenbilanz.
Sechseilige Gerste: Mehr Protein, kleineres Korn – weniger konsistente Würze.
ZweireihigSechseilig
2. Proteingehalt
1,5–1,8 % Protein maximiert die Stärkeausbeute und sorgt für eine klare Würze. Zu viel Protein? Unerwünschte Trübungen und weniger Effizienz. 🤷♂️
3. Stärkegehalt
Je höher, desto besser: Mehr Stärke → mehr Zucker → mehr Alkohol. Einfache Rechnung! 🥃
4. Kornqualität
Es gibt zwei Kriterien zur Bewertung der Qualität der Gerste:
Tausendkorngewicht (TKG): Ideal bei 40–50 g. Das TKG gibt das Gewicht von 1.000 Getreidekörnern in Gramm an.
Volle, schwere Körner stehen für Top-Qualität. Hektolitergewicht :
Ideal bei 65–70 kg/hl. Das Hektolitergewicht ist ein Maß, das angibt, wie viel ein Hektoliter (100 Liter) der Gerste, wiegt.
Dichte, gesunde Körner garantieren ein sauberes Malz.
5. Anbaubedingungen
Boden, Klima & Dünger beeinflussen alles. Zuviel Stickstoff? Mehr Protein – nicht ideal für unsere Geschmacksexplosion.
6. Malzprozess
Vom Steeping
Das Einweichen der Gerste in großen Bottichen.
über Keimen bis zum Darren: Eine präzise Malzung entfaltet Enzyme,
die Stärke in Zucker verwandeln. Jeder Schritt zählt!
7. Reinheit
Schimmel und Pilze = No-Go. Sauberkeit garantiert ein pureres, aromatischeres Destillat.
Fazit
Gerste ist nicht gleich Gerste. Entscheidend sind Protein- und Stärkegehalt
sowie die Kornqualität.
Welche passt zu deinem Whisky?
Golden Promise:
Diese Sorte ist eine der bekanntesten und wird oft für ihre hohe Qualität
und ihren Beitrag zu einem weichen, malzigen Geschmack gelobt.
Sie wird vor allem in traditionellen Brennereien verwendet.
Concerto:
Eine moderne Sorte, die in vielen schottischen Brennereien beliebt ist.
Sie liefert eine hohe Stärkeausbeute und ist für ihre Konsistenz bekannt.
Optic:
Ebenfalls eine weit verbreitete Sorte, die für ihre Vielseitigkeit und gute Malzqualität geschätzt wird.
Nachdem Du die Gerste im Griff hast, folgt der nächste Zaubertrick: Hefe.
Diese kleinen Wunderhelfer verwandeln Zucker in flüssigen Mut und verleihen dem Whisky seine Seele. 😉
Hefe ist ein mikroskopisch kleiner Pilz, der nicht nur Zucker in Alkohol verwandelt,
sondern auch die Aromen und den Charakter deines Whiskys prägt.
1. Arten von Hefe
Destillerie-Hefe: Unser Klassiker – gezüchtet für maximale Effizienz und definierte Aromen.
Portwein-Hefe: Fruchtiger Twist, perfekt für Fässer mit Portweinaroma.
Sherry-Hefe: Nussige, getrocknete Fruchtnoten für komplexe Sherry-Profile.
Champagnerhefe: Spritzig-fruchtige Nuancen, die zum Anstoßen einladen.
Hefe produziert Ester, Aldehyde & höhere Alkohole,
die fruchtige, florale oder würzige Noten ins Glas zaubern. Jeder Stamm schreibt sein eigenes Geschichtsbuch. 📖
3. Fermentationsdauer
Kurze Dauer unter 60 Stunden: Clean & klar: sauberere Aromen
Lange Fermentation 70+ Stunden: Mehr Ester und komplexere Aromen → fruchtiger & würziger. 🕒
4. Temperaturkontrolle
Perfekte Bedingungen: 20–25 °C. Zu heiß? Hefe stresst – und der Charakter leidet. 🔥❌
5. Tradition vs. Experimentieren
Manche Brennereien setzen auf bewährte Stämme für konstante Qualität.
Andere mixen & matchen Hefekulturen, um neue Dimensionen zu entdecken.
🍷➕🍺 = ?
Hat Dich die Hefe schon in ihren Bann gezogen?
Dann geht’s weiter in die Küche – naja, quasi: in den Maischbottich.
Hier treffen heißes Wasser und geschrotetes Malz aufeinander,
um die enthaltene Stärke in Zucker umzuwandeln – der Startschuss für den späteren Alkoholgehalt im Whisky.
Im Maischbottich, auch "Mash Tun" genannt, spielt sich eine entscheidende Phase der Whiskyproduktion ab:
Hier wird der gemälzte und geschrotete Gerstenmalz mit heißem Wasser vermischt,
um die enthaltene Stärke in Zucker umzuwandeln – die Grundlage für die spätere Gärung.
Vorgang im Maischbottich:
Mischen mit heißem Wasser:
Der geschrotete Malz wird zunächst mit warmem Wasser (typischerweise etwa 65–70 °C) vermengt.
Dieser Schritt löst die Stärke aus dem Malz.
Umwandlung der Stärke:
Die Enzyme im Malz (wie Amylase) zerlegen die Stärke in lösliche Zucker – hauptsächlich Maltose –,
die als Grundlage für den späteren Alkohol dienen.
Auswaschen des Zuckers:
Die sogenannte Würze (englisch: wort) – also das zuckerhaltige Wasser –
wird mehrfach abgelassen und durch frisches Wasser ersetzt,
um möglichst viel Zucker aus dem Treber zu extrahieren.
Filtration:
Unlösliche Bestandteile des Malzes verbleiben im Bottich,
während die Flüssigkeit zur nächsten Station, der Fermentation, weitergeleitet wird.
Der Maischprozess hat erheblichen Einfluss auf die Qualität und den Geschmack des Whiskys –
denn die Art und Menge der gelösten Zucker beeinflussen später nicht nur den Alkoholgehalt,
sondern auch das Aromenprofil.
Das Maischen liefert uns eine süße Grundlage – aber jetzt heißt es: ab in die Gärung!
In diesem Schritt wird die Hefe richtig aktiv, und aus Zucker entsteht der erste Schimmer von Alkohol.
Hier passiert also der magische Teil.
Die Fermentation (oder Gärung) ist ein faszinierender und entscheidender Schritt in der Whiskyherstellung.
Dabei wandelt Hefe die in der Würze – also der zuckerhaltigen Flüssigkeit aus dem Maischprozess –
enthaltenen Zucker in Alkohol um.
Der Ablauf der Fermentation:
Vorbereitung der Würze:
Nach dem Maischen wird die Würze in große Behälter namens Washbacks gefüllt.
Diese bestehen entweder aus Edelstahl oder traditionellem Holz – beides Materialien,
die keine unerwünschten Aromen einbringen und die Gärung nicht stören.
Washback bei Glenfiddich (Holz)Washback bei Aberlour (Stahl)
Zusatz der Hefe:
Nun wird die Hefe zugesetzt, um die Umwandlung der Zucker in Alkohol und Kohlendioxid zu starten.
Hefe ist ein mikroskopisch kleiner Pilz, der Zucker "verzehrt" und dabei Alkohol und Gase produziert.
Umwandlung der Zucker:
Während der Gärung zerlegen Enzyme der Hefe Zucker wie Maltose in Glukose.
Diese Glukose wird dann in Ethanol (Alkohol) und Kohlendioxid umgewandelt –
ein Prozess, der auch Wärme freisetzt.
Bildung von Aromen:
Neben Alkohol entstehen während der Fermentation auch andere chemische Verbindungen wie Ester, Aldehyde und Fettsäuren.
Diese tragen maßgeblich zum späteren Aroma des Whiskys bei.
Art der Hefe, Gärdauer und Temperatur beeinflussen das spätere Geschmacksprofil erheblich.
Endprodukt der Fermentation:
Nach ca. 48–72 Stunden ist die Gärung abgeschlossen.
Kürzere Fermentation (48–60 h) ergibt oft leichtere, frischere Whiskys mit Fruchtnoten.
Längere Fermentation (>70 h) fördert die Entstehung komplexer Ester – das Ergebnis:
intensivere Frucht-, Blumen- und Tiefenaromen.
Die entstandene Flüssigkeit, das sogenannte Wash, ähnelt einem unfiltrierten Bier
und hat typischerweise einen Alkoholgehalt von 6–8 %.
Sie ist jedoch noch kein Whisky – erst die Destillation hebt sie auf die nächste Stufe.
Einfluss der Fermentation:
Hefeart, Gärdauer und Behältermaterial haben einen klaren Einfluss auf Geschmack und Textur.
Traditionelle Holz-Washbacks können natürliche Mikroorganismen beherbergen,
die zusätzliche Aromen erzeugen – Edelstahl dagegen ist neutral und steril.
Die Fermentation legt also nicht nur die Basis für den Alkoholgehalt,
sondern prägt entscheidend den Charakter und die Aromatik eines Whiskys.
Hast Du gesehen, wie viel Kunst in der Herstellung steckt?
Jetzt wird’s technisch: Wir schauen uns an, wie die Form der Wash- und Spirit-Stills
den Charakter eines Whiskys prägt. Kleinste Details können hier den großen Unterschied machen.
Form der Wash- und Spirit-Stills
Die Wash Still (erste Destillationsblase) extrahiert den Alkohol aus der fermentierten Wash.
Ihre Geometrie – Höhe, Hals, Kessel – bestimmt, welche Moleküle mitgenommen werden und welche im Bodensatz verbleiben.
Die Spirit Still verdichtet in der zweiten Destillation das Destillat weiter
und trennt unerwünschte Verbindungen. Auch hier beeinflusst die Konstruktion das finale Aromaprofil.
1. Höhe der Still
Hohe Brennblasen (z. B. Glenmorangie) fördern den Reflux schwerer Fuselöle,
was zu einem leichten, floralen Stil führt.
Niedrige Stills (z. B. Ardbeg) nehmen mehr ölige Verbindungen mit,
was den Whisky kräftiger und schwerer macht.
2. Halsform (Neck)
Ein enger, langer Hals lässt nur die leichten Dämpfe passieren und erzeugt ein sauberes Profil.
Ein weiter Hals erlaubt mehr schwere Anteile, was das Destillat robuster werden lässt.
Stills bei GlendullanStills bei Glenmorangie
3. Winkel des Lyne Arms
Ein aufwärts gerichteter
Lyne Arm
Ein Lyne-Arm ist das Bauteil einer Brennblase, das den Kopf der Brennblase mit dem Kondensator verbindet.
steigert den Reflux,
was ein elegantes Destillat ergibt.
Ein abwärts gerichteter befördert die Dämpfe schneller zur Kondensation,
was für kräftige, ölreiche Whiskys sorgt.
4. Kesselform und -größe
Zwiebel- oder kugelförmige Kessel verzögern den Dampfaufstieg und erhöhen den Reflux,
was den Whisky milder und raffinierter macht.
Schlichte, gerade Kessel fördern schnelle Verdampfung und ein kräftiges Profil.
5. Kupferkontakt
Kupfer bindet Schwefelverbindungen und beugt fauligen Noten vor.
Größere Kupferoberflächen (z.B. geriffelte Böden) sorgen für ein reines und elegantes Destillat.
6. Temperatur & Geschwindigkeit
Langsames Erhitzen fördert den Reflux und ergibt leichtere Whiskys.
Schnelles Heizen befördert schwere Moleküle ins Destillat und kreiert kräftigere Aromen.
Fazit
Mit der Still-Form gestalten Brennereien ganz bewusst den Whisky-Charakter –
von floral-leicht bis kräftig-torfig.
Schon winzige Änderungen können hier überraschende Nuancen hervorbringen.
Anekdote am Rande:
Es hält sich nachdrücklich das Gerücht, dass Brennmeister bei der Erneuerung einer Brennblase darauf achten, spezifische Eigenheiten der alten Brennblase – wie Dellen, Kratzer oder unregelmäßige Formen – auf die neue Brennblase zu übertragen.
Der Gedanke dahinter ist, dass selbst geringfügige physische Unterschiede die Strömung der Dämpfe und den Reflux beeinflussen könnten, wodurch sich der Charakter des Destillats ändern würde.
Aber dass darauf gewartet wird, bis die Spinnen wieder ein Netz an derselben Stelle anbringen, kann getrost in die Welt der Fabel verwiesen werden 😉
Nachdem uns die Baukunst der Brennblasen schon beeindruckt hat, kommen wir zu einem der kniffligsten Momente:
der Trennung von Vorlauf, Mittellauf und Nachlauf.
Genau hier entscheidet sich, ob ein Destillat als Hauptdarsteller glänzen darf – oder lieber in der Nebenrolle bleibt.
Trennung von Vor- und Nachlauf: der "Middlecut"
Die Aufteilung in Vorlauf, Mittellauf (Middlecut) und Nachlauf ist ein kritischer Schritt in der Destillation.
Ziel ist es, unerwünschte Verbindungen zu entfernen und nur die besten Komponenten für den Whisky zu nutzen.
1. Vorlauf (Foreshots)
Definition: Der erste Teil des Destillats während des Brennens.
Inhalt: Unerwünschte und potenziell giftige Substanzen wie Methanol, Acetaldehyd und flüchtige Verbindungen.
Eigenschaften: Scharfer, stechender Geruch und Geschmack – nicht zum Verzehr geeignet.
Verwendung: Meist zurück in die Brennblase geleitet und neu destilliert.
2. Mittellauf (Middlecut)
Definition: Hauptteil des Destillats, beginnend nach dem Vorlauf und endend vor dem Nachlauf.
Inhalt: Ethanol und erwünschte Aromen, die den Whiskygeschmack prägen.
Eigenschaften: Clean, aromatisch und frei von störenden Verbindungen.
Verwendung: Dieser Part wird in Fässer gefüllt und zur Reifung genutzt – das Herzstück des Destillats.
Dies hier ist definitiv nicht der Middlecut:
3. Nachlauf (Feints)
Definition: Letzter Teil des Destillats, gesammelt nach dem Mittellauf.
Inhalt: Schwerere Alkohole (Fuselöle) und Verbindungen, die Bitterkeit oder Öligkeit verursachen können.
Eigenschaften: Oft unschöner Geruch und Geschmack.
Verwendung: Wie der Vorlauf meist erneut destilliert, um Alkohol zurückzugewinnen.
4. Wie erfolgt die Trennung?
Traditionell durch manuelles Umlenken im Spirit Safe –
der Brennmeister entscheidet nach Geruch, Geschmack und Erfahrung,
wann der Vorlauf endet, der Mittellauf beginnt und in den Nachlauf übergeht.
Manuell: Der Brennmeister nutzt Ventile und Hebel, um den Destillatfluss gezielt zu lenken.
Automatisch: Moderne Sensoren und Steuerungen bestimmen die Trennpunkte für konsistente Qualität.
Spirit Safe bei Braeval
5. Bedeutung der Trennung
Reinheit: Entfernung von Methanol und Fuselölen für einen sauberen Geschmack.
Aromen: Nur der Mittellauf enthält die gewünschten Geschmacksstoffe.
Sicherheit: Methanol und Co. sind gesundheitsschädlich.
6. Einfluss auf den Whisky-Stil
Schmaler Mittellauf:
Der Abtrennzeitraum ist kurz und bewusst eng gesetzt.
Führt zu sehr reinem, subtilem Charakter.
Breiter Mittellauf:
Ein größerer, aber weniger selektiver Abschnitt mit mehr Begleitstoffen.
Bringt mehr Aromen und Tiefe, aber auch Kraft.
Die Trennung ist ein Balanceakt zwischen Technologie und Kunstfertigkeit
und prägt den Stil eines Whiskys maßgeblich.
Im Infobereich habe ich für das Thema "Fassmanagement" einen eigene Eintrag geschaffen.
Hier der gesamte Ablauf des Herstellungsprozesses als Grafik.
Bei Klick darauf öffnet sich eine neue Seite und die einzelnen Schritte werden näher erläutert.
Wie ihr seht, ist die Whiskyherstellung keine einfache Zauberei,
sondern ein präzises Zusammenspiel aus Wissenschaft, Kunst und einer guten Portion Geduld.
Jeder Schritt – von der bescheidenen Gerste bis zum mittellaufenden Meisterwerk(Wortspiel sei mir verziehen) –
formt den Tropfen, der schließlich Geschichten erzählt.
Denn eines ist klar: Whisky wird nicht gemacht, sondern geboren.